In Podersdorf erfolgte am 17.10.2022 der offizielle Startschuss für die umfassenden Arbeiten zur Schlamm- und Schilfbeseitigung am Neusiedler See. „Unsere Devise lautet ‚Groß denken statt Einzelmaßnahmen umsetzen‘. Deshalb beginnen wir nun wie angekündigt und voll im Zeitplan mit den Tätigkeiten an mehreren Punkten am See und wollen gemeinsam mit den Seegemeinden zielgerichteter, strukturierter und effizienter Schlamm und Schilf aus den Buchten entfernen“, so Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner. Im Rahmen des Vorhabens soll in den kommenden zehn Jahren insgesamt eine Million Kubikmeter Nassschlamm aus dem See geholt werden. Zudem steht die Instandhaltung und Neuerrichtung von Schilfkanälen zur Gewährleistung eines Wasseraustausches zwischen der offenen Wasserfläche und dem Schilfgürtel im Mittelpunkt.
Federführend bei dem Schilf- und Schlammmanagement sei die neu gegründete Seemanagement Burgenland GmbH. Deren Geschäftsführer Erich Gebhardt habe in den letzten Wochen mit den Gemeinden rund um den See intensive und gute Gespräche geführt. „Bei diesem Thema sollten alle zusammenhalten. Wir wollen alle dasselbe – und zwar, dass hier nachhaltig diese Maßnahmen gesetzt werden können“, betonte Dorner, und fügte hinzu: „Ich bin überzeugt davon, dass wir die richtigen Schritte gesetzt haben und das Schilf- und Schlammmanagement in dieser Form deutlich nachhaltiger sein wird.“
Nach umfangreichen Vorbereitungen sei man nun im operativen Teil des Pilotprojekts, das in den nächsten Wochen in den Anrainergemeinden umgesetzt wird, angelangt, berichtete Gebhardt. Im Rahmen des Pilotprojekts setze man verschiedene Technologien ein, um so die künftigen Gerätschaften für den Einsatz am Neusiedler See zu finden und diese in Zukunft auch selbst betreiben zu können. Die Kosten für das gesamte Pilotprojekt bezifferte Landesrat Dorner mit rund 1,1 Millionen Euro.
Im Hafen von Podersdorf, wo bereits eifrig gearbeitet wurde, kam ein größerer Amphibienbagger zum Einsatz. „Hier ist es das Ziel, in den nächsten Wochen eine Menge von zirka 15.000 bis 20.000 Kubikmetern Weichschlamm abzupumpen“, erläuterte Seemanagement Burgenland-Geschäftsführer Gebhardt. Der Schlamm werde über Transportleitungen ins vorhandene Absetzbecken geführt. Ebenfalls in Podersdorf soll eine Strömungsbarriere entstehen, die entlang der bestehenden Reihe von Holzpiloten errichtet wird. „Sie soll künftig den Weichschlammeintrag im Hafenbecken nachhaltig verringern“, so Gebhardt.
Derzeit werde neben Podersdorf auch in Illmitz, Purbach und Neusiedl am See gearbeitet. In Illmitz und Neusiedl kommen amphibische Kleingeräte zum Einsatz: „Hier wird der Weichschlamm abgesaugt und über Pumpleitungen in sogenannte Entwässerungsschläuche gepumpt“, so Gebhardt. Das überflüssige Wasser rinne wieder in den See zurück: „Nach einer Trocknungsphase von zirka zwei Monaten wird das Material getestet und abtransportiert.“
Ein weiterer Amphibienbagger neben jenem in Podersdorf sei in Purbach in Verwendung. Ziel sei es, die Hafenausfahrt vom Schlamm zu befreien, um die Schifffahrt gewährleisten zu können. Auch in Oggau, Jois und Mörbisch soll die Schlammbeseitigung in verschiedenen Varianten erfolgen. In Rust und Breitenbrunn sei die Voraussetzung, dass die Projektpartner es noch rechtzeitig schaffen, ihre Vorleistung abzuschließen, erläuterte der Seemanagement-Geschäftsführer. In Rust seien Schilfschneidearbeiten geplant, die mit neuen Verfahren durchgeführt werden sollen.
„Wir freuen uns natürlich, dass wir gemeinsam mit dem Land Möglichkeiten gefunden haben, den See zu erhalten“, stellte Podersdorfs Bürgermeisterin Michaela Wohlfart fest: „Erste Maßnahmen finden bereits statt, wie man sieht.“ Ein Teil davon sei die Entschlammung. „Wir können es nur gemeinsam schaffen. Wir werden das nicht alleine stemmen, sondern wenn wir alle zusammengreifen, hoffe ich, dass wir unser Naturgut und unser Kulturgut aufrechterhalten“, so die Bürgermeisterin.
Landesrat Dorner erinnerte auch an die Ergebnisse des kürzlich in Eisenstadt abgehalten Runden Tisches zum Thema Trockenheit im Seewinkel, bei dem auch eine Machbarkeitsstudie betreffend die Wasserzufuhr erörtert worden sei. Ebenso war ein Dotationsgutachten Thema, wonach der Wasseraustausch möglich sei. Beim Runden Tisch sei klar herausgekommen, „dass wir den Neusiedler See, die Salzlacken nicht sich selbst überlassen dürfen. Wir wollen den See nachhaltig am Leben erhalten“, betonte Dorner. Und genau deshalb würden nun Maßnahmen gesetzt.
Auch hinsichtlich der Wasserzufuhr liefen intensive Verhandlungen, berichtete der Landesrat. Nachdem ein diesbezügliches Projekt gemeinsam mit Ungarn sehr schleppend vorangehe, habe man sich in den vergangenen Monaten intensiv damit beschäftigt, eine innerösterreichische Variante zu prüfen. Mittlerweile gebe es hier bereits Expertengespräche, Gespräche auf politischer Ebene sollen in den nächsten Wochen folgen. Auch was die Landwirtschaft beziehungsweise den Seewinkel grundsätzlich betreffe, sei man in guten Abstimmungsgesprächen.