„Wir möchten im Burgenland bis 2030 bilanzielle Klima- und Energieneutralität herstellen. Das bedeutet auch, dass wir uns mit eigenem Strom selbstversorgen können. Um dieses sehr ambitionierte Ziel zu erreichen, werden wir die Energiegewinnung aus Wind und Photovoltaik weiter ausbauen und auch Speicher einsetzen. Gemeinsam mit der Burgenland Energie hat das Land eine Speicherstrategie erarbeitet und einen Umsetzungsfahrplan gezeichnet. Damit legen wir den nächsten Baustein zur Energieunabhängigkeit 2030 vor“, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der die Strategie gemeinsam mit Burgenland Energie AG Vorstandsvorsitzendem Stephan Sharma am 31. Jänner 2024 präsentierte. Das Burgenland sei weiter energieabhängig, betonte Sharma. Wind und Photovoltaik seien wichtige Treiber, um diese Abhängigkeit von internationalen Märkten und fossilen Energieträgern zu verringern. „Durch die Umsetzung der neuen Energiestrategie ist es mit dem PV- und Windausbau gelungen die Energieabhängigkeit von rund 50 Prozent auf rund 40 Prozent zu reduzieren. Echte Unabhängigkeit wird es erst geben, wenn wir den Strom aus Wind- und Sonnenkraft dann einsetzen können, wenn gerade kein Wind weht und die Sonne nicht scheint. Dafür werden wir Speicher brauchen. Wir wollen und werden Speicher ausbauen, um die Energieunabhängigkeit und die Versorgungssicherheit im Burgenland zu erhöhen und damit das Blackout-Risiko zu senken.“
Die Ausgangslage sei laut Sharma klar: „An einem durchschnittlichen burgenländischen Tag sind wir heute rund zehn Stunden unterdeckt. Das heißt, in dieser Zeit verbrauchen wir mehr Strom als wir erzeugen. Diese Lücke wollen wir schließen.“ „Um den Bedarf zu decken, möchten wir bis 2030 300 Megawattstunden Wind- und Sonnenstrom, die im Burgenland erzeugt werden, auch im Burgenland behalten. Im Norden werden 130 Megawattstunden, im Mittelburgenland 130 Megawattstunden und im Süden 40 Megawattstunden Speicherkapazitäten installiert. Damit können wir die Nutzung der Grünstromproduktion, die Eigenversorgung und die Versorgungssicherheit erhöhen“, macht Doskozil die gemeinsame Zielsetzung in Zahlen fest.
Umsetzung bereits erfolgreich angelaufen
In der „Speicherstrategie Burgenland 2030“ wurden im Detail unterschiedliche Technologien und Anwendungsbereiche von Speichern erhoben und bewertet. Der Speicherausbau im Burgenland wird in fünf großen Bereichen erfolgen: Haushalte, Unternehmen, Gemeinden, Erzeugung und Stromnetz. Die Speicherstrategie befindet sich schon in der Umsetzung, im letzten Jahr hat die Burgenland Energie mehr als 100 Speicher im Burgenland bei Haushalten und Unternehmen errichtet. Zudem wurde der weltweit erste organische Stromspeicher beim Wind- und PV-Hybridpark in Schattendorf errichtet.
„Das Burgenland wird die in seinen Möglichkeiten befindlichen regulatorischen Rahmenbedingungen zum Speicherausbau verbessern, um hier Vorreiter zu sein. Ein Informations-Leitfaden für Haushalte und Gewerbekunden für Speicher, die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für Großspeicher – Kleinspeicher sind im Burgenland bereits ohne Genehmigungsverfahren möglich – und ein einheitliches Anforderungsprofil für Naturschutz und Brandschutz befinden sich in Ausarbeitung“, so Doskozil. Gleichzeitig sei es aber auch notwendig, dass auf Bundesebene die Rahmenbedingungen für den Ausbau von Heim- und Großspeichern geschaffen werden, um die Versorgungssicherheit in Österreich zu erhöhen.
Doskozil und Sharma fordern von der Bundesebene für die notwendige Speicheroffensive zur Erhöhung der Versorgungssicherheit in Österreich zehn konkrete Maßnahmen.
Im Bereich der Kleinspeicher sind dies:
1. Bestehende PV-Anlagen: USt-Befreiung für Speichererweiterung
2. Neue PV-Anlagen: Höhere Speicher-Anreize
3. Neue Speicher: Befreiung von Bauanzeigen
4. Zeitvariable Netzentgelte für netzdienliches Verhalten von zum Beispiel Speichern, PV-Anlagen, Wärmepumpen und E Autos
5. Ermöglichung bidirektionales Laden für E Autos
Im Bereich der Großspeicher sind dies:
6. Erarbeitung österreichische Speicherstrategie
7. Ermöglichung von Speicher im Netzbereich
8. Beschleunigung Speicher Netzanschlüsse
9. Entfall tarifliche Netz Doppelbelastung
10. Einheitliches Genehmigungsverfahren
Die eigenständige Versorgung aus erneuerbaren Quellen schont die Umwelt und die Kassen. Die Öl-, Gas- und Stromimporte zur Deckung jener 40 Prozent des Bedarfs, die aktuell noch nicht im Land selbst produziert werden, schlagen teuer zu Buche – 2021 mit 170 Millionen Euro, 2022 aufgrund der damals stark gestiegenen Preise sogar mit 530 Millionen Euro. (Anm.: Die Berechnung für das vergangene Jahr liegt noch nicht vor.)
„Die vergangenen Monate und Jahre haben uns gezeigt, dass die Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und internationalen Märkten nicht nur ökologisch vernünftig, sondern auch ökonomisch sinnvoll und im Interesse der Eigenständigkeit sind. Wir zeigen heute welchen Weg wir einschlagen, um das Burgenland in eine saubere, sichere und stabile Energiezukunft zu führen“, so Doskozil und Sharma abschließend.