Für die Benutzerinnen und Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel im Burgenland beginnt am 4. September 2023 praktisch eine neue Ära. Das Angebot wird deutlich ausgeweitet: Ergänzend zum bestehenden Liniensystem von Bahn und Bus sollen rund ein halbes Dutzend neuer Buslinien und das Burgenländische Anrufsammeltaxi für ein engmaschiges Netz sorgen, das bei Bedarf genutzt werden kann. „Das Ziel ist klar: Wir wollen viel, viel mehr Menschen dazu bewegen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen“, betonte Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner bei der Präsentation am Mittwoch in Eisenstadt.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Angebot ausgeweitet und attraktiver gestaltet. Dazu wurde ein Süd-Nord-Achsensystem für alle Burgenländerinnen und vor allem Pendlerinnen bis nach Wien geschaffen. Parallel dazu wurde mit dem Burgenländischen Anrufsammeltaxi (BAST) auch ein Zubringersystem zu den Hauptachsen geschaffen, welches ebenfalls am 4. September startet. Bei der Umsetzung des neuen Konzepts werde auch mit privaten Partnern bis hin zu Kleinstunternehmen zusammengearbeitet, so Dorner.
Entscheidend beim neuen System sei auch die Flexibilität. Man wolle, wenn dies notwendig sei, kurzfristig Anpassungen durchführen können. In der Vergangenheit sei dies sehr schwer gewesen. „Hier haben wir die Planungshoheit ins Burgenland geholt“, stellte der Landesrat fest. 2019 seien rund 18 Millionen Euro für den Öffentlichen budgetiert worden. „Dieses Budget wurde bis 2023 verdoppelt. Das soll ein klares Zeichen sein, dass uns das Thema breit gedacht wichtig ist. Das soll ein klares Signal an die Bevölkerung sein, dass wir es ernst meinen“, sagte der Landesrat und fügte hinzu: „Die Zahl spricht für sich. Ich glaube, dass kein anderes Bundesland in dieser Dimension Budgetmittel für den Öffentlichen Verkehr erhöht hat.“
Angesprochen werden sollen mit dem neuen System all jene Menschen, die bereits Öffis nutzen ebenso wie jene, die dies bisher noch nicht taten und die nun das Potenzial haben, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Landesrat Dorner betonte dabei auch die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden beim Anrufsammeltaxi. Diese hätten das Vorhaben mitfinanziert, indem sie die Kosten für die Tafeln der neuen Haltestellen übernahmen.
„Im Öffentlichen Verkehr beginnt mit 4. September ein neues Zeitalter. Es handelt sich um einen wirklichen Paradigmenwechsel. Ab 4. September werden fast alle Burgenländerinnen und Burgenländer die Möglichkeit haben, auch ohne Auto mobil zu sein“, erläuterte Gesamtverkehrskoordinator Peter Zinggl. Das Burgenland sei „die ländlichste Region Österreichs“. Man habe es geschafft, ein modernes Taktknotensystem über das Burgenland zu legen. „Von der Systematik und der Methodik, dass wir nur dort, wo ein Bedarf besteht, Verkehre führen, schalten wir um auf einen Taktverkehr“, so Zinggl.
Dabei gebe es Taktknoten, wo zu gewissen Zeitpunkten aus mehreren Richtungen die Verkehre – im Burgenland sind dies künftig Bahn, Busse und Anrufsammeltaxis - zusammengeführt werden. „Ich empfehle den Burgenländerinnen und Burgenländern, sich das anzuschauen und es auszuprobieren. Weil es wird den meisten Burgenländerinnen und Burgenländern möglich sein, auch ohne Auto mobil zu sein“, sagte Zinggl. Die wichtigste neue Achse sei jene, die von Jennersdorf durch das Südburgenland und über Oberpullendorf und Weppersdorf bis nach Eisenstadt führe. „Es werden die Bedürfnisse der neuen Arbeitswelt berücksichtigt“, unterstrich der Gesamtverkehrskoordinator: „Jetzt muss man nicht mehr mit dem Auto fahren, um flexibel zu sein. Es besteht ein Busangebot bis nach 21 Uhr.“
Die „Hauptschlagader“ des Öffentlichen Verkehrs bilde der getaktete Schienenverkehr. Im Burgenland gebe es nun ergänzend dazu die Regio-Busachsen. Dazu komme mit den Anrufsammeltaxis eine weitere Ebene. Ab 4. September werden die Anrufsammeltaxis – sie verkehren in den Bezirken Jennersdorf, Güssing und Oberwart sowie Oberpullendorf - zur Gänze vom Land betrieben und der Betrieb zur Gänze vom Land finanziert.
„Das Liniennetz unserer Verkehrsbetriebe beinhaltet aktuell eine Leistung von 1,5 Millionen Kilometern (Anmerkung: insgesamt pro Jahr gefahrene Kilometern) und wird dann auf zirka 8,3 Millionen Kilometer erweitert werden“, erläuterte der Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB), Wolfgang Werderits. Zu den bestehenden Fahrplänen seien zusätzliche Kurse eingebaut und zu diesen nochmals Querachsen eingezogen worden. „Man kommt in Zukunft 40-mal von Oberwart nach Wien. Das hat es noch nicht gegeben“, betonte Werderits. Der erste Bus gehe ab Oberwart um 3.45 Uhr. „Man hat fast einen 24-Stunden-Betrieb. Das ist ein Quantensprung“, so der VBB-Geschäftsführer.
Pendlerinnen und Pendler hätten nun die Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ihren Arbeitsplatz zu erreichen. „Wir werden mit dem Burgenländischen Anrufsammeltaxi die letzten Lücken schließen“, kündigte Werderits an. Das Anrufsammeltaxi mit insgesamt über 2.500 Haltepunkten sei von Montag bis Freitag in der Zeit von 3.30 Uhr bis 20.30 Uhr in Betrieb. Von 3.30 Uhr bis 8.00 Uhr Früh sowie von 19.00 Uhr bis 20.30 Uhr fahren die Taxis nur von einem Haltepunkt zu einer Haltestelle des öffentlichen Kraftfahrlinienverkehrs.
Das Top-Jugendticket des VOR werde erst ab 16.30 Uhr anerkannt. Lehrlinge mit Ausweis und Top Jugendticket könnten das System von 3.30 Uhr bis 20.30 Uhr nutzen. Werderits wies auch auf eine Streckenänderung zwischen Stegersbach und Oberwart hin. Diese erfolge aufgrund der im kommenden Jahr geplanten Inbetriebnahme des neuen Krankenhauses in Oberwart.
Die Verkehrsleitzentrale der VBB ist rund um die Uhr besetzt und unter der Telefonnummer 0800 500 805 erreichbar. Alle neuen Linien sowie Fahrpläne sind ebenso wie das aktuelle Liniennetz bereits auf der Homepage der Verkehrsbetriebe Burgenland https://www.verkehrsbetriebe-burgenland.at dargestellt.